Freundeskreis Bensheim-Mohács: Budapest, Esztergom, Szeged und das Buschofest in Mohács
Carola Heimann, die Bensheimer Stadtverordnetenvorsteherin, fasste es nach sechs Tagen kurz und prägnant in einem Satz zusammen: „Es war eine phantastische Reise“ und meinte damit, wie die anderen 33 Teilnehmer auch, die Visite in der ungarischen Hauptstadt, dem religiösen Zentrum der Magyaren, Esztergom, der Besuch der drittgrößten ungarischen Stadt Szeged sowie den Besuch in der Bensheimer Partnerstadt Mohács.
In der Tat ließ der Sechs-Tage-Trip kaum Wünsche offen, was nicht zuletzt dem Mohácser Kulturattaché und Cheforganisator Gyuri Lehel zu verdanken war. Vor dem Budapester Flughafen wartete bereits der Reisebus, der die Bensheimer Gruppe zum ungarischen Parlament brachte. Das direkt am Donauufer gelegene 268m lange Gebäude, das dem britischen nachempfunden ist und von 1885 bis 1904 errichtet wurde, ist eines der Wahrzeichen der Hauptstadt. Die Bensheimer Gruppe besichtigte nicht nur den Sitzungssaal, sondern auch den mittig angeordneten Kuppelsaal, in dem die Stephanskrone mit den ungarischen Reichsinsignien aufbewahrt werden. Insgesamt 700 Räume, 29 Treppenhäuser und 27 Eingänge zählt das imposante Gebäude.
Wenn man schon im altehrwürdigen Hotel Gellert wohnt, gehört auch ein Schwimmbadbesuch im ebenso berühmten Gellertbad dazu. Am zweiten Tag stand eine Visite in der zweitgrößten Synagoge Europas in der Tabakgasse an, weshalb sie auch Tabaktempel genannt wird. 3000 Sitzplätze fasst die Große Synagoge, deren Fassade dreigeteilt ist und von zwei vergoldeten kleinen runden Kuppeln und über 40 m hohen achteckigen Türmen begrenzt wird.
Orgelkonzert in Esztergom
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch in Esztergom. Die 30.000 Einwohner zählende Stadt ist das religiöse Zentrum des Landes. Die Basilika ist die größte Kirche Ungarns. In der „Kathedrale unserer lieben Frau“, Sitz des römisch-katholischen Erzbistums, wurde eigens für die Bensheimer Gruppe ein Orgelkonzert organisiert, gespielt vom berühmten Titularorganist Péter Kóvats. Zu hören war unter anderem eine Passage aus der Krönungsmesse, die Franz Liszt eigens für die Einweihung der Kirche im Jahr 1856 komponiert und auch gespielt hat. Die heutige Orgel umfasst elftausend Pfeifen, 147 Register, verteilt auf fünf Manualen. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis ging die Fahrt zurück ins 60 Kilometer entfernte Budapest. Der Tag wurde auf der Fischerbastei, hoch über der Donau gelegen, beendet. Hier genoss der deutsch-ungarische Freundeskreis Bensheim-Mohács nicht nur einen sensationellen Ausblick auf die Donau-Metropole mit dem beeindruckenden Parlamentsgebäude, hier präsentierte sich auch die hell angestrahlte Matthiaskirche in ihrem besonderem Glanz.
Beeindruckendes Panoramabild
Auf dem Weg nach Szeged wurde Station in Òpusztaszer gemacht, einem Freilichtmuseum, das vor allem mit seinem 120 m langen, 15 m hohen Panoramabild mit einem Durchmesser von 38 Metern besticht und die Episoden der Landnahme um 896 zeigt. Zwei Jahre lang, von 1892 bis 1894 arbeiteten Árpád Feszty, La´szlo Mednyánsky sowie Pál Vágo an dem Panoramabild. Im Uhrzeigersinn kann der Besucher die einzelnen Szenen mit den dazu passenden Toneffekten beobachten, wobei die wichtigsten Episoden mit Lichtstrahlen beleuchtet werden.
Die 170.000 Einwohner zählende Stadt Szeged an der Südgrenze des Landes, nahe Serbien und Rumänien, wurde mit einem fast dreistündigen Stadtrundgang „erobert“. Szeged ist die sonnenreichste Stadt Ungarns. Über 2000 Sonnenstunden pro Jahr haben der Stadt den Beinamen „Stadt des Sonnenscheins“ beschert. Aber nicht nur hier, die komplette sechstägige Reise bescherte die Bensheimern strahlenden Sonnenschein.
100.000 Besucher beim Buschofest
Und schließlich wurde dann die Bensheimer Partnerstadt Mohács erreicht, rechtzeitig zum weltberühmten Buschofest, das seit 2009 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe gehört. 100.000 Besucher wurden am Buschiosonhntag in der Bensheimer Partnerstadt gezählt. Bei bestem Frühlingswetter zogen die „Buschos“ durch die Straßen und Gassen der Stadt.
Die Bekleidung der Buschos hat sich seit den Ursprüngen im 18. Jahrhundert wenig verändert. Sie tragen ein nach außen gekehrtes Schafsfell, eine Hose mit Strohfüllung und bunte, gestrickte Strümpfe. Das Fell ist mit einem Viehseil zusammengehalten, daran ist eine Viehglocke befestigt. In den Händen halten die Buschos Ratschen oder Holzkeulen. Die von den Buschos getragene, mit Tierblut rot gefärbte Holzmaske ist mit einer Schafsfellkapuze versehen.
Die furchterregenden, lärmenden Buschos beerdigen den Winter, und mit einem Feuer begrüßen sie den Frühling. Das Brauchtum basiert auf Überlieferungen der kroatischen Minderheit und reicht in heidnische Zeiten zurück. Was die Bedeutung des Brauchs anbelangt, gibt es zwei Versionen: die eine spricht von kultischen Handlungen, die so, wie bei anderen Faschingsbräuchen, der Austreibung des Winters dienen. Die andere Theorie geht auf die Angst vor den Osmanen zurück.
Bei Mohács hat Ungarn einen der größten Schicksalsschläge seiner Geschichte erlitten: die Niederlage gegen die Türken auf dem Schlachtfeld von Mohács im Jahre 1526. Nach dieser verlorenen Schlacht begann in Ungarn die 150 Jahre währende Türkenherrschaft. Erst danach waren sie wieder die Herren im eigenen Haus. Mit den furchterregenden Masken haben die Männer von Mohács die Türken in Angst und Schrecken versetzt und somit vertrieben.
Natürlich wurden die Tage in Mophác auch genutzt, um alte Freundschaften zu vertiefen und neue zu knüpfen. Einmal bei der deutschen Selbstverwaltung im Haus der Donauschaben, wo die Bensheimer hervorragend verköstigt wurden, und zum anderen beim dortigen Freundeskreis Mohács-Bensheim, die einen musikalischen Abend gestalteten, bei dem auch das berühmte Pörkölt, das ungarischen Nationalgericht, serviert wurde. Der dortige Vorsitzender Gyuri Werner überreichte dem Bensheimer Freundeskreis-Vorsitzenden Franz Müller und dem zweiten Vorsitzenden Reinhard Grohrock als Geschenk eine original Mohácser Stadtfahne.
Mohács Bürgermeister József Széko hieß die Bensheimer Gruppe im Rathaus herzlich willkommen. Hier hatte Stadtverordnetenvorsteherin Carola Heimann auch Gelegenheit sich offiziell zu verabschieden, da ihre Amtszeit als höchste Repräsentantin Bensheims im März endet und sie nicht mehr zur Verfügung steht. Heimann betonte, dass sie auch künftig Mohács besuchen werde, schließlich gehört sie dem Freundeskreis Bensheim-Mohács an und möchte sich auch in Zukunft mit ihren Mohacser Freunden austauschen.