Zur Degustation gab es auch Geschichtliches vor Ort

Mohács-Freunde: Die Neujahrswanderung 2023  führte über den Hohberg nach Zell

Bensheim. Die Sonne lachte am vergangenen Samstagnachmittag mit den 30 Wanderern, die der Einladung des deutsch-ungarischen Freundeskreises  Bensheim-Mohács gefolgt waren, zwar nicht  um die Wette, aber es regnete zumindest nicht, und die knackige Kälte, die manche verspürten, war nach dem ersten Anstieg schnell verflogen.

Vom Treffpunkt Parkplatz Hauptfriedhof ging es zunächst durch den Röderweg über den Hohberg. Nach diesem ersten, leichten Anstieg gab der Erster Vorsitzender Franz Müller ein paar Erläuterungen zur Weinberg-Einzellage „Streichling“, die  sich im Süden von der Mündung des Zeller Tales in Richtung Odenwald entlang des Bensheimer Stadtteiles Zell, erstreckt.  Etwa 28 Hektar umfasst   dieses Weinbaugebiet.

Die Mohács-Freunde erfuhren  einiges über die Bodenbeschaffenheit der Weinlage, dass dort leichter, sandiger, grusiger humusschwacher Granitverwitterungsboden im oberen Hangbereich zu finden ist, im  Zeller Tal dagegen eher frische Lehmböden. Streichling ist eine alte Weinbergslage, um deren obere Bergkuppe ständig der Wind streicht. Riesling, Weißer Burgunder, Grauer Burgunder sowie Kerner und Roter Riesling sind bei den weißen Sorten im Ausbau, bei den Rotweinen sind es der Spätburgunder, der Dornfelder und der Saint Laurent, vereinzelt auch der Schwarzriesling. Um die Bergkuppe sind Granitverwitterungsböden vorhanden in Zeller Tal eher Löß- und Lößlehmböden. Der Streichling bringt Weine mit ausgewogener Fruchtsäure hervor. Diese Einzellage gehört zur Großlage Bensheimer Wolfsmagen.

Nach dieser Zwischenetappe war auch bald das „blaue Türmchen“ erreicht. Hier hatten Heike Kamuff, Sigi Müller und Siegfried Hess einen Stand unter dem schützenden Dach des  Anbaus aufgebaut, der eine willkommene Abwechslung darstellte. Neben Antialkoholischem gab es auch Rot- und Weißweine, die im Streichling wachsen. Es wurde sozusagen an den Wurzeln dieser Weine verkostet. Dazu wurde Laugengebäck gereicht.

Hier erfuhren die Wanderer, denen das „Blaue Türmchen“ bisher noch nicht so geläufig war, dass der  Luginsland   Teil des ehemaligen Baßmannparks ist, der sich vom Schönberger Tal bis auf den Hohberg erstreckte. Die Anlegung des Parks, im Stil eines englischen Landschaftsgartens, geht vermutlich auf den schottischen Adeligen Thomas Abercromby Scott-Duff in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück.

1883 errichtete der Wormser Textilfabrikant Wilhelm Valckenberg das Villenanwesen Amalienhof im Schönberger Tal (heutige Nibelungenstraße 89, Bensheim) und gelang zu dieser Zeit auch in den Besitz des Baßmannparks. Hinter dem Anwesen ließ Valckenberg, als Zugang zu dem angelegten Park, im Jahr 1900 eine dreibogige Feldsteinbrücke von dem Architekten Heinrich Metzendorf errichten.

Zehn Jahre später wurde Metzendorf von dem Fabrikanten mit der Planung und dem Bau eines Aussichtsturms auf dem Hohberg beauftragt. Eine leicht verwitterte Sandsteinplatte an der Südseite trägt die Inschrift „Luginsland“, im Volksmund auch als „Ecktürmchen“ oder „Blaues Türmchen“ bezeichnet. Von dem Gelände bietet sich den Wanderern  ein schöner Blick über die Rheinebene bis zum Pfälzerwald.

Zwischen Lautertal und Zellertal, oberhalb des Baßmannparks, führte die Strecke nach der Stärkung weiter zur Weinschänke Götzinger. Dort wurden die Wanderer im Hof zunächst mit einem deftigen Glühwein empfangen. Hier stießen auch andere Mohács-Freunde hinzu, die  nicht mitwandern, aber an der Geselligkeit teilnehmen wollten. Natürlich wurde das Jahresprogramm noch einmal besprochen, der Vorstand gab gerne Auskunft über die anstehenden Reisen nach Berlin und nach Ungarn und Mohács und was darüber hinaus in 2023 alles geplant ist.

Nach dem Neujahrsempfang hatte der deutsch-ungarische Freundeskreis Bensheim-Mohács zur seiner zweiten Veranstaltung im noch jungen Jahr, der Neujahrswanderung eingeladen. Unser Bild zeigt einen Teil der Wandergruppe auf der Anhöhe des „Blauen Türmchens“ sowie ein paar Eindrücke am „Blauen Türmchen“.                                                                                                 Bilder: Müller