Das war mehr als nur Piroschka, Puszta und Paprika

Freundeskreis: Györ, Sopron und natürlich Bensheims Partnerstadt Mohács besucht

Bensheim. Ungarn, das ist mehr als nur Piroschka, Puszta und Papkrika, das ist auch wesentlich mehr als nur k. und. k.- Monarchie, Das Land der Magyaren hat zahlreiche Weltkulturstätten zu bieten, die zum Teil einzigartig sind. Das Land hat berühmte Musiker, Wissenschaftler hervorgebracht. Von jedem etwas, so könnte man die siebentägige Reise beschreiben, die der deutsch-ungarische Freundeskreis Bensheim-Mohács dieser Tage unternommen hat. Im Mittelpunkt stand natürlich der Besuch in der Partnerstadt Mohács, in der das 30-jährige Verschwisterungsjubiläum gefeiert wurde.

Betrachtet man aber die Reise im Ganzen, so wurden mit der Kulturlandschaft Neusiedler See, der Benediktinerabtei Pannonhalma, und dem Schloss Esterházy bei Fertöd gleich drei Weltkulturerbestätten besucht, ohne die Geschichte der Bushos in Mohács zu vergessen das zum immateriellen Weltkulturerbe gehört. Erste Station war die mit 131.000 Einwohnern fünftgrößte ungarische Stadt Györ, (in deutsh: Raab), im Westen Ungarns gelegen. Von hier wurden die Besichtigungen gestartet, ob zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie dem Nationaltheater mit seiner Vasarely-Fassade, der Karmeliterkirche, dem Liebfrauendom oder der großen Synagoge. Von Györ aus wurde auch Sopron, früher: Ödenburg, angesteuert, einer der ältesten ungarischen Städte, die als Brücke zwischen Ungarn und seinen westlichen Nachbarn gilt.

In der jüngsten Geschichte wurde Sopron durch das paneuropäische Picknick bekannt, das am 19. August 1989, bei dem 661 DDR-Bürger über die Grenze nach Österreich in die Freiheit gelangten. Am Ort dieses Ereignisses werden jährlich Gedenkfeiern veranstaltet. Mit der Bimmelbahn ging es gemütlich durch Sopron und an den Sehenswürdigkeiten vorbei, so dass auch die „Fußkranken“ bequem die Stadt „erobern“ konnten. Ein erster Höhepunkt war der Besuch in der Abtei Pannonhalma. n der Nähe des Klosters, 20 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Györ, befindet sich eines der angesehensten Internate für Jungen in Ungarn, das Benediktiner-Gymnasium Pannonhalma. Otto von Habsburg, erstgeborener Sohn von Karl I. und seiner Ehefrau, der Kaiserin Zita, wurde hier einige Zeit unterrichtet. In der berühmten um 950 gegründete Abtei wurden nicht nur die ovale 300.000 Bände fassende Bibliothek mit seinem Deckenfresko der Pallas Athene besichtigt, das Glasfenster des heiligen Martin oder die neugotische Kanzel in der Kirche, hier kam die Bensheimer Reisegruppe eigens in den Genuss eines Orgelkonzertes. Wesentlich profaner, aber für viele genauso interessant, ging es bei der Besichtigung der Soproni-Brauerei zu, die zur holländischen Heineken-Gruppe gehört. Klar, dass das Sopron-Bier auch getestet wurde.

Im Mittelpunkt der Reise stand natürlich, wie in jedem Jahr, der Besuch der Bensheimer Partnerstadt Mohács. Hier wurden die Gäste bei strahlendem Sonnenschein gleich am Ufer der Donau empfangen und zum Fest der Freundschaft eingeladen. Dort wurde, wie könnte es anders sein, der berühmte Kesselgulasch und die nicht weniger bekannte Fischsuppe gereicht. Im Rahmen des Nepomukfestes waren die Bensheimer dabei beim großen Feuerwerk, das alljährlich von einer Fähre in der Mitte der Donau, abgebrannt wird. Manch einer der Reisegruppe sagte, da müsse sich Bensheim beim Winzerfestfeuerwerk noch etwas anstrengen. Nach den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft (wir haben berichtet) besichtigten die Bensheimer Gäste das Busho-Museum und ließen sich über den seit 2009 zu immateriellen Weltkulturerbe gehörenden Busho-Brauch, der alljährlich im Februar Hunderttausende von Menschen nach Mohács lockt, informieren.

Von Mohács aus wurde Villány, dem „Bordeaux des Ostens“, der Stadt des Weine und der Trauben, ein Besuch abgestattet. Bevor die edlen roten Kreszensen auf einem Winzerhof verkostet werden konnten, wurde der seit 1968 bestehende Skulpturenpark am kegelförmigen Berg Szársomlyo besichtigt. Hier, in einem aufgelassenen Steinbruch, haben sich namhafte Bildhauer aus der ganzen Welt mit ihren Werken verewigt. Bei der Weinprobe schnalzten die Bensheimer mit der Zunge, aber auch, als sie die Preise für die Spitzenweine hörten. Am letzten Tag ging die Fahrt zum Neusiedler See, der die Form eines Schulöffels hat. Die Seefläche beträgt je nach Wasserstand durchschnittlich 320 km² und etwa die Hälfte davon ist mit Schilf bewachsen. Es liegen 230 km² in Österreich und 90 km² in Ungarn. Gut zwei Stunden dauerte die Schifffahrt mit einem zünftigen Grillfest, bevor man dann gestärkt das Schloss Esterhazy besichtigte. Das Repräsentationsbedürfnis der Fürstenfamilie Esterházy drückte sich in der sehr selbstbewussten Architektur ebenso aus wie in der Raumgestaltung des Schlosses. Ähnlichkeiten mit der kaiserlichen Sommerresidenz Schloss Schönbrunn in Wien sind kein Zufall. Das Rokokoschloss zählt zu den größten Ungarns, ist Teil des Weltkulturerbes und gleichzeitig in den Nationalpark Fertö-Hanság eingebunden. Hier hat Joseph Haydn, der Esterhazy’sche Hofkomponist und Begründer der Wiener Klassik, viele Jahre verbracht und einen Großteil seiner bedeutenden Werke komponiert.

Sieben Tage besuchte eine 44-köpfige Gruppe des deutsch-ungarischen Freundeskreises Bensheim-Mohács die Städte Györ, Sopron und natürlich die Partnerstadt Mohács. Unser Bild entstand beim Besuch einer Bier–Brauerei in Sopron. Bild: Müller

Beim Abschluss der Reise waren sich alle 44 Teilnehmer einig, viel über Land und Leute erfahren zu haben, vor allem aber noch mehr über die Gastlichkeit und Freundschaft in Bensheims ungarischer Partnerstadt Mohács. Übrigens: die nächste Reise im kommenden Jahr führt unter anderem nach Eger und Tokaj zu den berühmten Weißweinen sowie in die Hortobagy-Puszta, dem größten mitteleuropäischen Steppengebiet im Norden und Nordosten Ungarns, bevor wieder Mohács der Zielort sein wird.

mül