Diese Partnerschaft wird getragen von den Menschen beider Städte

Verschwisterung: Die Verbindung zwischen Bensheim und Mohács besteht seit genau 30 Jahren

Bensheim. Die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Bensheim und der südungarischen Stadt Mohács wurde am 29. April 1987, also vor genau 30 Jahren, offiziell besiegelt. Auch wenn dies kein klassisches Jubiläum ist, nimmt der deutsch-ungarische Freundeskreis Bensheim-Mohács dies zum Anlass an die Anfänge dieser Verbindung und was sich daraus entwickelt hat zu erinnern.

Anfang des Jahres 1985, noch bevor der Name Mohács ins Gespräch kam, beschloss die Bensheimer Stadtverordnetenversammlung, eine Partnerschaft mit einer Stadt eines sozialistischen Landes anzustreben. Der Magistrat wurde beauftragt, nach einem passenden Partner in Ungarn, Polen oder der DDR zu suchen. Dann lud der Hessische Rundfunk die Bensheimer zu einem Radioquiz mit der ungarischen Stadt Mohács ein, denn der Radiosender pflegte schon seit längerer Zeit Kontakte zu Radio Pécs, dem Sender der Bezirkshauptstadt. Beim Quiz vertrat der damalige Bensheimer Bürgermeister Georg Stolle seine Stadt, in Mohács war es Bürgermeister Dr. Elemér Németh. Mohács gewann mit einem Punkt Vorsprung das Quiz. Zum Glück, sagte damals der Bensheimer Bürgermeister, sonst wäre aus der Verbindung wahrscheinlich nichts geworden.

Erster offizieller Brief 1985

Zunächst wurde die deutsche Stadt auf Herz und Nieren geprüft, nachdem der Bensheimer Bürgermeister 1986 einen offiziellen Brief nach Mohács schrieb und die Partnerschaft anbot. Mit ein Grund für die angestrebte Verbindung war die Intention, dass auch und gerade den Ungarndeutschen geholfen werden könnte, einfacher in den Westen zu reisen und Verwandte zu besuchen. Ein ungarischer Emissär reiste nach Bensheim und überprüfte die Ernsthaftigkeit. Danach wurde die deutsche Stadt für „würdig“ befunden. Als auch die ungarische Botschaft ihren Segen dazu gegeben hatte, reiste am 28. April 1987 eine kleine Delegation aus Mohács nach Südhessen. Alle politischen und diplomatischen Hürden wurden genommen, letzte Einzelheiten besprochen. Beide Seiten waren sich einig, dass mit der Verschwisterung kein Verwaltungs- und Polittourismus entstehen solle, sondern getragen werde von den Menschen beider Städte. Mohács wollte außerdem seine Infra- und Wirtschaftsstrukturen verbessern.

Ein Tag später, am 29. April 1987, wurden die Partnerschaftsurkunden unterzeichnet. Frieden und Freundschaft waren die Schlüsselwörter. Damit war die zweite deutsch-ungarische Partnerschaft überhaupt, nach Fellbach bei Stuttgart und Pécs, besiegelt.

Regelmäßige Austausche

Am 19. September 1987 fand der Gegenbesuch in Mohács statt. Als Repräsentanten des Bensheimer Kulturlebens nahmen das 1. Orchester des Bensheimer Akkordeonclubs und der Jugendchor des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums an den Feierlichkeiten neben der offiziellen Delegation teil. Ab dieser Zeit gab es sofort Austausche zwischen den Feuerwehren beider Städte, die Sportangler knüpften Kontakte und besuchten sich gegenseitig. Am 3. April 1989 wurde dann der Freundeskreis Bensheim-Mohács aus der Taufe gehoben, nachdem bereits ein Jahr zuvor ein Freundeskreis in Mohács entstand. Es wurden Kontakte mit allen Vereinen und Organisationen in Mohács geknüpft. Man erkannte schnell, dass für das Sozialheim und das Altersheim in Mohács die verschiedensten Dinge des täglichen Lebens, ob Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Toilettenartikel dringend gebraucht wurden.

Bereits 33 Hilfstransporte

Ab diesem Zeitpunkt wurden und werden Jahr für Jahr ein oder zwei Hilfstransporte von Bensheim auf die Reise ins etwa 1145 Kilometer entfernte Mohács geschickt. Der 33.Transport dieser Art trat Anfang April 2017 die Reise nach Südungarn an. Es wurden Schulen mit Tischen, Bänken und Stühlen ausgestattet. Das Krankenhaus erhielt wertvolle Hilfsgüter wie Betten, Nachtischschränkchen bis hin zu medizinischen Geräten. Längst hat die Stadt Mohács dem Deutschen Roten Kreuz Bensheim die Verdienstplakette verliehen.

Die Bensheimer Feuerwehr stattete die Kollegen in Mohács mit Fahrzeugen, mit Schlauchmaterial und anderen wichtigen Utensilien zum Brandschutz aus. Bereits in den 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts knüpften die Parkschule in Mohács, das Alte Kurfürstliche Gymnasium in Bensheim und die Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim Kontakte, die bis heute Bestand haben. Jedes Jahr finden Schüleraustausche statt. Ebenso verfestigten sich die Kontakte zwischen den Fußballern, Handballern und den Boxstaffeln beider Städte. Die Musikorchester und Spielmannszüge treffen sich und geben gemeinsame Konzerte, mal in Bensheim, mal in Mohács.

Seit 18 Jahren besucht der Bensheimer Freundeskreis zum Nikolaustag am 6. Dezember die drei deutschsprachigen und vier ungarischen Kindergärten in Mohács und beschenkt rund 700 Kindergartenkinder. Jahr für Jahr kommen zu den jeweiligen Festen (in Mohács zum Buschofest im Februar und zum Nepomukfest im Mai) (in Bensheim zum Bürgerfest im Juni und zum Winzerfest im September) Abordnungen in Bussen, die allesamt privat untergebracht werden, weil längst Freundschaften entstanden sind, die bereits in die zweite und fast schon dritte Generation reichen.

Enge Kontakte zu den Minderheiten

Sehr enge Kontakte wurden zu den Minderheiten aufgebaut, zu den Ungarndeutschen, den Donauschwaben, aber auch zu den kroatischen und serbischen Minderheiten, die in Mohács friedvoll zusammenleben und bei gemeinsamen Veranstaltungen mit der Bensheimer Partnerstadt feiern. Dabei werden nicht nur finanzielle Unterstützungen gewährt, man tauscht in Referaten auch die jeweilige Geschichte aus. Es wurden Fahrradtouren von Mohács nach Bensheim und umgekehrt unternommen, Bensheimer paddelten mit ihren Kanus ab Passau bis nach Mohács auf der Donau, ab Budapest von den ungarischen Freunden begleitet. Es wurden und werden Kunstausstellungen in beiden Städten organisiert, nicht nur von erwachsenen Künstlern, auch und gerade von Kindern und von behinderten Menschen, die sich in der Kunst mit großem Erfolg verwirklichen.

Keine Barrieren

Die Rathäuser pflegen einen Austausch ihrer Mitarbeiter, damit städtische Bedienstete die jeweiligen Verwaltungsstrukturen kennenlernen können. Ebenso werden Austausche Mohácser und Bensheimer Winzer organisiert, denn in beiden Städten wachsen hervorragende Weine. Zu den runden Jubiläen wurden ein Mohács- und ein Bensheim-Platz eingeweiht. Es wurde vom Freundeskreis in Bensheim zum 25-jährgen Bestehen der Partnerschaft ein Buch herausgebracht, das in gleicher Aufmachung ins Ungarische übersetzt wurde.

Sprachbarrieren gibt es so gut wie keine, da die meisten Mohácser Bürger, aufgrund ihrer Wurzen, ganz gut deutsch sprechen, ansonsten kann man sich auch mit englisch behelfen, und inzwischen haben auch viele Bensheimer Bürger ihre ersten Gehversuche in ungarischer Sprache hinter sich. Die Verständigung funktioniert also, nicht nur sprachlich. Und schließlich wurden von beiden Städten auch lukullische Gewohnheiten übernommen, Zu den Volksfesten beider Städte werden jeweils die Weine der Partnerstadt ausgeschenkt.

mül